Caren Sureth-Sloane ist Dekanin der Fakult?t für Wirtschaftswissenschaften an der Universit?t Paderborn und Sprecherin des ersten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rderten betriebswirtschaftlichen Sonderforschungsbereichs (SFB). Dieses neue hochschulübergreifende Forschungsvorhaben über ?Accounting for Transparency. Rechnungswesen, Steuern und Unternehmenstransparenz“ wird von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) in ihrem Wirtschaftsteil im Artikel ?Ein Ritterschlag für die BWL“ vorgestellt, in dem Sureth-Sloane hierzu ausführlich Auskunft gibt. Ihre Meinung ist von der F.A.Z. nicht nur als Professorin für BWL, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, gefragt, sondern auch in ihrer Funktion als Vizepr?sidentin der Schmalen?bach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft.
Caren Sureth-Sloane begrü?t die verst?rkten Bemühungen, die gesellschaftliche Bedeutung der Betriebswirtschaftslehre noch st?rker in den Fokus zu nehmen und Wissenschaft und Praxis zu verzahnen. 365足彩投注_365体育投注@ ist überzeugt, dass ?betriebswirtschaftliche Forschung nur dann dazu beitragen kann, die Wirtschaft und Gesellschaft zu verbessern, wenn sich Wissenschaft und Praxis kennen, respektieren, neugierig aufeinander sind und sich gegenseitig vertrauensvoll Einblicke in die jeweilige Dom?ne gew?hren“. Die universit?re Betriebswirtschaftslehre sei früher einmal sehr nahe an der Wirtschaft gewesen, habe sich im Rahmen der wissenschaftlichen Exzellenzinitiativen st?rker an amerikanischen Fachzeitschriften orientiert als an der deutschen Wirtschaftspraxis. ?Man müsse aber beides tun: ein international angesehener Forscher sein und dennoch das Ohr an der Praxis haben“, so Sureth-Sloane. Der eine Vielzahl von Projekten umfassende BWL-Sonderforschungsbereich werde sich der auch in der ?ffentlichkeit hochaktuellen Thematik zum Spannungsfeld zwischen Transparenz und Regulierung widmen. Dazu konstatiert Sureth-Sloane: ?Forderungen nach mehr Transparenz in der Wirtschaft und einer angemessenen Besteuerung sind allgegenw?rtig. Dies gilt auch, nachdem durch eine Vielzahl neuer Regulierungen die Berichtspflichten als Antwort auf die Finanzkrise und die Emp?rung um ?u?erst geringe Steuerzahlungen bestimmter Konzerne erheblich versch?rft wurden.“ Und sie erkl?rt weiter, dass jenseits von allgemeinverfügbaren Informationen über Unternehmen die Wissenschaft bisher zu wenig Einblick in die unternehmerische Wirklichkeit habe. Deshalb werde in einem Projekt dieses Forschungsprogramms ein Befragungspanel aufgebaut, in dem mit dem Schwerpunkt auf Rechnungswesen und Steuerthemen Führungskr?fte halbj?hrlich befragt werden sollen. Man werde hier erstmals umfassend origin?re Daten erheben. Unternehmen, die mitmachen, werden im Gegenzug für ihre Beteiligung Vorabauswertungen zur Verfügung gestellt.
Sureth-Sloane sieht die Erfüllung der angestrebten Informationsaufgaben des Rechnungswesens durch die Masse und Komplexit?t der verfügbaren Informationen erschwert. Das prim?re Problem sei nicht der Mangel an Informationen, sondern deren Fülle und unterschiedliche Qualit?t. Forschungsfragen in diesem Bereich sind z. B. ?welche (unerwünschten) Nebeneffekte Regulierung hat, ob Transparenz ohne Nebenwirkungen (beispielsweise Reputationssch?den durch Ver?ffentlichung von Zahlen) zu bekommen ist, ob Regulierung nicht auch im Sinn von mehr Transparenz sinnvolle Aktivit?ten unterbindet – oder wie die richtige Mischung aus Anreiz und Regulierung aussieht“.
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen kooperieren mehr als 20 Professuren aus der Betriebswirtschaftslehre. Zum Kernteam geh?ren die Universit?t Paderborn, die Humboldt-Universit?t Berlin und die Universit?t Mannheim. Darüber hinaus werden aus der Ludwig-Maximilians-Universit?t München ein gr??erer Forschungsbeitrag und weitere Einzelbeitr?ge von der European School of Management and Technology, Berlin, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universit?t Frankfurt und der WHU – Otto Beisheim School of Management erfolgen. Insgesamt werden mehr als 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen externes Rechnungswesen, internes Rechnungswesen und Besteuerung in diesem Forschungsvorhaben arbeiten.
Bereits im kommenden Jahr soll Ende M?rz schon eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, in die auch bereits im Vorfeld erarbeitete Forschungsergebnisse einflie?en werden. Dazu z?hlt z. B. der von der Universit?t Paderborn mit der Ludwig-Maximilians-Universit?t München entwickelte Steuerkomplexit?tsindex, der für 100 L?nder erarbeitet wurde. Hierbei identifiziert das jeweils landesspezifische Ma? für Steuerkomplexit?t die einzelnen nationalen Komplexit?tstreiber. Dabei wird grunds?tzlich unterschieden zwischen den Steuergesetzen selbst und den Ausführungsbestimmungen als Rahmenbedingungen und dem Zusammenhang zwischen diesen Arten von Steuerkomplexit?t und ausl?ndischen Direktinvestitionen auf den Grund gegangen.
Nicht zuletzt hat sich der gro?e Forschungsverbund ?Accounting for Transparency“ das Ziel gesetzt, nicht nur zur Transparenz zu forschen, sondern diese auch selbst zu leben. Als integraler Bestandteil dieses Sonderforschungsbereichs sollen die Forschungsergebnisse auch für die breite ?ffentlichkeit verst?ndlich formuliert und laufend publiziert werden. Der für 12 Jahre konzipierte SFB wird von der DFG zun?chst über vier Jahre gef?rdert und kann auf Antrag zweimal um jeweils weitere vier Jahre verl?ngert werden. Das F?rdervolumen für die erste F?rderperiode liegt bei insgesamt 12 Millionen Euro.
Textzusammenfassung: Ulrike Kropf
Weitere Informationen zum SFB ?Accounting for Transparency“:
www.accounting-for-transparency.de
Weitere Informationen zur F.A.Z.:
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Nr. 149 | 01.07.2019 | Seite 16
?Ein Ritterschlag für die BWL“, von Georg Giersberg
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