Stu­die: In­stru­men­te für gu­te Un­ter­neh­mens­füh­rung in In­sti­tu­ti­o­nen der ?f­fent­li­chen Hand ha­ben De­fi­zi­te

 |  Forschung

?ffentliche Unternehmen und Institutionen in Deutschland (i. F. ?Institutionen“ genannt) müssen ihre Governance-Systeme verbessern, wenn sie die immer komplexer werdenden Anforderungen und Regelungsbedarfe mit dem notwendigen Ma? an Sicherheit einhalten sowie Risiken reduzieren wollen. Andernfalls riskieren sie Reputationsverluste, Geldstrafen oder strafrechtliche Konsequenzen. Dies ist das Fazit der Studie ?Governance-Systeme in Institutionen der ?ffentlichen Hand – Status quo und Handlungsbedarf“. 365足彩投注_365体育投注@ wurde von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Universit?t Paderborn, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (insb. Corporate Governance), erstellt. 64 Institutionen haben teilgenommen, darunter insgesamt 19 Versorger und Entsorger und 16 Kernverwaltungen. Die anderen Teilnehmer sind Kliniken, Hochschulen, Unternehmen im ?PNV, Wohnungsunternehmen, Stiftungen und Vereine.  

Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln auf Führungsebenen

Marco Galioto, Experte für Governance-Systeme im ?ffentlichen Sektor und studienverantwortlicher PwC-Partner, sagt: ?Positiv ist, dass über 90 Prozent der befragten Institutionen Governance-Systeme als wichtig ansehen, um ihre Sorgfaltspflichten zu erfüllen und ihre Gesch?ftsrisiken zu reduzieren.“

Dass 20 Prozent dennoch kein einziges Governance-System (Risikomanagementsystem, Compliance-Managementsystem, Internes Kontrollsystem, Interne Revision u. a.) implementiert haben, sei bedenklich und spiegele die t?gliche Beratungspraxis von PwC wider.

?Auf Leitungsebene und in den Aufsichtsorganen muss das Thema dringend h?her priorisiert werden“, sagt Marco Galioto. ?Ansonsten besteht die Gefahr, dass Schwachstellen St?rf?lle verursachen, die wiederum zu Sch?den für die Institution und pers?nlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen führen.“ 

In Institutionen, die mit mindestens einem System arbeiten, sind Risikomanagement-Systeme (63 Prozent) und interne Kontrollsysteme (58 Prozent) weiterverbreitet als interne Revisionssysteme (52 Prozent) und Compliance-Managementsysteme (34 Prozent).

Deutliches Verbesserungspotenzial bei der Systemintegration

Eine zentrale Voraussetzung für die optimale Systemnutzung im Sinne der Gew?hrleistung der bestm?glichen Risikotransparenz, m?glichst zielgerichteter Ma?nahmen und daraus folgender systematischen Risikoadressierung ist das bestm?gliche Zusammenspiel der Teilsysteme. ?Hierfür müssen die Institutionen Systemabl?ufe, Prozesse und Methoden vereinheitlichen und aufeinander abstimmen“, sagt Prof. Dr. René Fahr, mitverantwortlicher Studienautor und Inhaber des Lehrstuhls Betriebswirtschaft an der Universit?t Paderborn. So offenbart die Studie: Lediglich vier Prozent der Institutionen attestieren ihren eigenen Systemen eine sehr gute und 47 Prozent eine gute Verlinkung. ?Daraus l?sst sich schlie?en, dass knapp die H?lfte nicht das volle Potenzial ihrer Governance-Systeme nutzen oder viele Systeme nicht richtig funktionieren beziehungsweise ineffizient ausgestaltet sind“, sagt Prof. Dr. Fahr.   

Kulturelle Defizite als unsicheres Systemfundament

Zudem zeigt die Studie, dass es an Governance-Zieldefinitionen und kultureller Verankerung fehlt. So leitet mehr als ein Drittel der Institutionen seine Systemziele nicht aus den allgemeinen Organisationszielen ab. ?Das wirft die Frage auf, ob die Systeme ohne geeignete Zielsetzung überhaupt funktionieren k?nnen“, sagt PwC-Partner Marco Galioto. Noch dr?ngender wird diese Frage, da 57 Prozent der Institutionen nicht uneingeschr?nkt bejahen, dass es in ihrer Organisation eine Revisions-, Compliance- oder Risikokultur gibt. ?Allerdings ist die Kultur eine extrem wichtige Grundlage wirksamer Governance-Systeme. Wie sollen Mitarbeiter die Relevanz verinnerlichen, wenn Leitungs- und Aufsichtsorgane dies nicht vorleben und nicht kulturell verankern?“

Nachholbedarf bei Kontrollen und Ressourcen

Die Studie erfragte auch die Schwachstellen in den Governance-Systemen der Institutionen. Als Top 3 erweisen sich hier ?unzureichende zeitliche Kapazit?ten“ (81 Prozent), ?unzureichende personelle Ausstattung“ (68 Prozent) und ?nachrangige Priorisierung von Themen im Zusammenhang mit Governance“ (62 Prozent). Zudem ?u?erten 79 Prozent der Befragten, dass es bessere Ma?nahmen zur Fehlervermeidung und -aufdeckung braucht, um die Wirksamkeit der Governance-Systeme zu gew?hrleisten.

Kleinste Schwachstelle unter den Wahlm?glichkeiten waren ?finanzielle Mittel“ (35 Prozent). ?Ein erfolgsentscheidender Faktor sind zweifellos personelle Ressourcen – und zwar nicht nur quantitative, sondern auch qualitative“, schlie?t PwC-Partner Galioto daraus. Corporate-Governance-Professor René Fahr erg?nzt: ?Fast die H?lfte der Befragten sagt, dass Stellenbesetzungen schwierig sind. Offensichtlich fehlen spezifisch ausgebildete Fachkr?fte am Markt. Umso wichtiger sind interne Qualifikationsma?nahmen und mitunter die Unterstützung von externen Experten.“     

Die Studie berichtet auch den Arbeitsaufwand in Vollzeitkr?ften für Governance-Systeme, die j?hrlichen Kosten, die gr??ten Herausforderungen bei der Systemeinführung, geplante Ma?nahmen der Institutionen für die Einführung und Weiterentwicklung von Governance-Systemen und weitere Informationen.

Weitere Informationen: www.pwc.de/governance-studie-upb

Foto (Universit?t Paderborn): Prof. Dr. René Fahr hat an der Universit?t Paderborn die Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Corporate Governance, inne und ist seit Anfang Juni Vizepr?sident für Wissens- und Technologietransfer der Hochschule.

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Prof. Dr. René Fahr

Betriebswirtschaftslehre, insb. Corporate Governance / Heinz Nixdorf Institut

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