Neu­es Bil­dungs­pro­jekt ?3i“ un­ter­stützt Be­rufs­kol­legs und f?r­dert Chan­cen­gleich­heit / Pa­der­bor­ner Wirt­schafts­p?d­ago­gen Hand in Hand mit Schul­mi­nis­te­ri­um NRW und Be­rufs­kol­legs - In­di­vi­du­el­le F?r­de­rung, In­klu­si­on, In­te­gra­ti­on

Aufbruchstimmung im Department 5 beim Kompetenzteam um Prof. Dr. H. Hugo Kremer, der mit Unterstützung von Dr. Petra Frehe, Marie-Ann Kückmann und Heike Kundisch beim neuen Projekt ?3i“ den Kurs angibt. Mit im Boot sitzen Ute Wohlgemuth vom Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW und Vertreter zahlreicher Berufskollegs aus NRW.

Individuelle F?rderung, Integration und Inklusion sind drei Schlagworte, die aktuell die Arbeit der Berufskollegs bestimmen. Mit dem InBig-Nachfolgeprojekt haben es sich die Paderborner Bildungsexperten auf die Fahnen geschrieben, die Berufskollegs bei der Bew?ltigung dieser schwierigen Aufgaben tatkr?ftig zu unterstützen. 3i steht für: ?Professionelle Bildungsgangarbeit zur individuellen F?rderung, inklusiven Bildungsarbeit und sozialen Integration.“ Worum es dabei geht, skizziert Prof. Kremer: ?3i qualifiziert jeweils standortspezifisch über das Format einer Kollegialen Qualifizierung alle didaktisch-p?dagogisch Handelnden im Berufskolleg – Lehrkr?fte, Sozial- und Sonderp?dagogen, Werkstattlehrer und Psychologen. Eine Innovationsarena unterstützt BK-übergreifend und verdichtet gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse zur Nutzung aller Beteiligten. Schwerpunkte bei unserem Vorgehen liegen in der St?rkenorientierung bzgl. einer heterogenen Zielgruppen und in multiprofessioneller Teamarbeit der Lehrkr?fte (mpT).“
 

Umdenken ist gefordert

Bei der Fachtagung am 26./27.11.2015 in Soest leitete Kremer in seiner Einführung den Inklusionsbegriff aus dem Gegensatzpaar ?Exklusion – Separation und Inklusion – Integration her unter der These: ?Inklusion hei?t Systemver?nderung“. Wie bei einer geschlechtergemischten Fu?ballmannschaft k?nne man ein effizientes Team nur durch Regelver?nderung aufstellen, ?das wird grunds?tzlich ein anderes Spiel sein“. Der derzeit beherrschende gesellschaftliche Diskurs um Integration und Inklusion zwinge zum Umdenken und zum Abschneiden alter Z?pfe. Dabei fühlen sich die Berufskollegs durchaus unterschiedlich aufgestellt: ?Inklusion haben wir schon lange“, postulierten die einen Lehrkr?fte, ?Inklusion kann von den BKs nicht geleistet werden“, sagten die anderen. Tats?chlich werde derzeit versucht, Inklusion ins bestehende, strukturell nicht inklusiv ausgerichtete Berufskollegsystem einzupassen. Fazit: ?Eine echte Inklusion mit den derzeitigen Systemen führt zu Brüchen!“
 

Multiprofessionelle Teamarbeit: Schlüssel zum Erfolg?

Marie-Ann Kückmann, die sich von wissenschaftlicher Seite her den Themen multiprofessionelle Teamarbeit und Inklusion widmet, beschrieb die Berufskollegs als heterogene Systeme, deren Umfang durch die aktuelle Inklusionsdiskussionen zunehmen werde und deutete bereits eine L?sung an: ?multiprofessionelle Teamarbeit kann die Implementation von Inklusion in die BK-Systeme wirksam unterstützen!“ Diese verlaufe u. a. im Spannungsfeld von Aktivit?t vs. Reaktivit?t, Kontinuit?t vs. Diskontinuit?t und (multiprofessionelle) Kooperation vs. (multiprofessionelle) Koordination. Die Frage für die künftige Zusammenarbeit im Projekt laute aus ihrer Sicht: ?K?nnen sich die unterschiedlichen Professionen wirksam unterstützend im Team einbringen?“

Prof. Kremer nahm diesen Faden auf und forderte eine klare Bestimmung der Rollen und Erwartungshaltungen der BK-Teams und problematisierte dies: ?Ist es m?glich, dass z.B. ein Sozialarbeiter auch Bildungsgangleiter werden kann?“ 3i werde, so seine Einsch?tzung, die Problematik vor Augen führen und L?sungswege aufzeigen!
 

Ausbildungsvorbereitung als zu profilierender Bereich am Berufskolleg?

Dr. Petra Frehe, verantwortliche Mitarbeiterin für Projektleitung und -koordination, fasste in ihrem Beitrag die Aufgaben der Ausbildungsvorbereitung (AV) zusammen und betonte deren hohen Stellenwert: ?Die Ausbildungsvorbereitung im derzeitigen Zustand verfolgt hohe und teilweise divergente Zielsetzungen: Es geht um eine Reparatur- und Nachqualifizierungsfunktion und gleichzeitig um eine berufliche Qualifizierungsfunktion. Aufgabe ist es dabei, sowohl den Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden als auch die Bedürfnisse des / der einzelnen Lernenden aufzunehmen. Lehren und Lernen findet demnach in Spannungsfeldern statt. Für diese Aufgabe sind Lehrende aus- und weiterzubilden. Die Projektgruppe diskutiert in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Ausbildungsvorbereitung als eigenst?ndiger Bereich beruflicher Bildung zu profilieren ist, der m?glicherweise auch eine eigenst?ndige Didaktik mitführt.

Danach kamen die Vertreter der Berufskollegs zum Zuge und stellten in einer ?didaktischen Messe“ ihre Situation, Wünsche und Zielvorstellungen dar. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie unterschiedlich die Positionen und Erwartungen sind. Für Prof. Kremer die klare Best?tigung, dass man mit der bereits beim Projekt InBig geforderten Individualisierung und dem aktuell von den Wissenschaftlern empfohlenen regionalspezifischen Handling der Aufgaben richtig liege. Parallel zu der Fachtagung und teilweise darin eingebettet fand unter der Leitung und Moderation von Heike Kundisch ein zweit?giger 365足彩投注_365体育投注@ der kollegialen Qualifizierung für Bildungsganggestalter statt. Die kollegiale Qualifizierung unterstützt die Vertreterinnen und Vertreter der Berufskollegs bei der Erfüllung ihrer Rolle als Gestalter in ihrer Bildungsgangarbeit und bereitet sie auf die Umsetzung der individuellen Projekte in der Ausbildungsvorbereitung vor. Der moderierte kollegiale Austausch als Merkmal der Qualifizierung l?sst die Bildungsgangteams über ihren Tellerrand schauen und f?rdert den Transfer von Wissen und Umsetzungsideen über die Grenzen der Berufskollegs hinaus. Neben der Vermittlung von Inhalten zu Themen wie Projektmanagement, Lehrergesundheit oder Teamentwicklung etc., hat die kollegiale Qualifizierung für Bildungsganggestalter ein fortbestehendes Netzwerk der Berufskollegs zum Ziel.

365足彩投注_365体育投注@he auch http://cevet.eu/forschung/aktuelle-projekte/3i/
 

Interview mit Ute Wohlgemuth, Referatsleiterin Abtlg. Berufliche Bildung (Ausbildungsvorbereitung)  im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen

3i: win-win für alle!

? Frau Wohlgemuth, was erwarten 365足彩投注_365体育投注@ sich vom Projekt 3i?

Ute Wohlgemuth: Nach dem sehr erfolgreichen Abschluss des InBig-Projekts war uns klar, dass wir unser Ziel der Optimierung der Berufskollegarbeit weiter verfolgen müssen. Die Paderborner Wissenschaftler haben mit ihren Ideen und Konzepten Bewegung in die Szene der Berufskollegs gebracht, und das ist angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung auch dringend n?tig.

? K?nnen 365足彩投注_365体育投注@ die von Ihnen genannten Ziele etwas mehr konkretisieren?

Ute Wohlgemuth: Sehr gerne! Zun?chst einmal ist es wichtig, dass wir Jugendlichen mit sonderp?dagogischem Hintergrund viel mehr Unterstützung geben. Dazu müssen wir die Lehrkr?fte, aus welchen Disziplinen sie auch kommen, weiter professionalisieren. Die Expertise der Wissenschaft aus Paderborn ist uns dabei hoch willkommen. Allen Beteiligten tut es gut, den ?Hauch der Wissenschaft“ bei der t?glichen Arbeit zu spüren! Zudem müssen wir bis Ende 2016 auch in den Berufskollegs die Inklusion verwirklicht haben. Wir suchen natürlich die L?sungen, aber jetzt geht es erst einmal um die Wege dahin. Prof. Kremer und sein Kompetenzteam zeigen auf, wie wir das angehen k?nnen  und dabei gleichzeitig die Schulen motivieren und mitnehmen.

? 365足彩投注_365体育投注@ engagieren sich stark bei und für 3i, unter anderem auch als Mitglied des Beirats. Warum?

Ute Wohlgemuth: Das Projekt 3i hat bei uns im Ministerium in der Tat einen hohen Stellenwert, auch für unser Vorhaben ?Kein Abschluss ohne Anschluss“ , das den ?bergang von der Schule in den Beruf für  a l l e Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellt. Denn wir müssen überlegen, wie wir allgemein die gesellschaftliche Teilhabe gestalten k?nnen. Es ist uns klar, dass wir damit eine ?win-win-Situation“ für alle, also auch für unsere Wirtschaft, herstellen k?nnen.

? Welche alten Z?pfe müssen aus Ihrer Sicht in den Berufskollegs abgeschnitten werden?

Ute Wohlgemuth: Bevor wir die abschneiden, müssen wir uns kritische Fragen stellen: Wie steht es generell mit der interkulturellen Kompetenz unserer Lehrkr?fte? Wie steht es mit der Sprachf?rderung? Ist eine durchg?ngige Sicherstellung der Fachlichkeit gew?hrleistet? Da gibt es einen gro?en Diskurs innerhalb unseres Ministeriums unter der zentralen Fragestellung: Was müssen unsere Lehrkr?fte mitbekommen, um mit den aktuell ge?nderten Zielgruppen ad?quat umgehen zu k?nnen?

? Was tut das Ministerium für Schule und Weiterbildung konkret dafür?

Ute Wohlgemuth: Dafür gibt es viele Beispiele. Allein im Haushaltsjahr 2015 hat das MSW 200 Stellen für Multiprofessionelle Teams als Erg?nzung der p?dagogischen Arbeit an den Berufskollegs zur Verfügung gestellt.. Dabei w?hlen die Schulen selbst, wie sie die Stelle besetzen wollen. Es k?nnen Lehrkr?fte mit dem Lehramt Sonderp?dagogik, dem Lehramt für das Berufskolleg, Werkstattlehrkr?fte oder Technische Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden. 2016 wollen wir weitere 100 Stellen dafür zur Verfügung stellen.

? Was wünschen 365足彩投注_365体育投注@ sich und den 3i-Projektbeteiligten?

Ute Wohlgemuth: Ich hoffe sehr, dass die Kolleginnen und Kollegen aus den Berufskollegs auch über das Projekt hinaus in Kontakt bleiben und sich weiter austauschen. Ein weiterer gro?e Wunsch w?re, dass die bislang erlebte Freude an der Weiterentwicklung und am Umgang mit den benachteiligten Jugendlichen immer mehr Lehrkr?fte in anderen Berufskollegs erfasst, wir wollen so viele wie m?glich mitnehmen.

? Wie stellen 365足彩投注_365体育投注@ sich zur Forderung der Wissenschaftler nach einer Neubewertung der Ausbildungsvorbereitung?

Ute Wohlgemuth: Durchweg positiv. Nach meinem Dafürhalten soll die Ausbildungsvorbereitung ein wesentliches Element der allgemeinen Schularbeit werden, ich bin überzeugt, dass sie mittelfristig  zu einem gleichberechtigten Bildungsgang heranwachsen wird. Und ich gehe noch weiter: Eigentlich müssten gerade dort unsere besten P?dagogen t?tig werden.

? Wie bewerten 365足彩投注_365体育投注@ die Kooperation Ihres Hauses mit den Wirtschaftsp?dagogen der Universit?t Paderborn?

Ute Wohlgemuth: Wir setzen auf die Paderborner Wissenschaftler, weil diese in vielen bereits erfolgreich abgeschlossenen Projekten bewiesen haben, dass sie den richtigen Zugang zu den Berufskollegs schaffen k?nnen. Ich glaube, alle unsere Lehrkr?fte, die t?glich einen schwierigen Job bew?ltigen müssen, sind froh, wenn sie über die Projektbeteiligung die Chance haben, über den Tellerrand zu blicken und mit konkreten Anleitungen und Hilfestellungen in ihrer Alltagsroutine unterstützt werden. Da haben sich die Paderborner ein echtes Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Abschlie?end will ich dazu sagen: Das Land NRW bietet den Menschen mittlerweile so viele M?glichkeiten, weiterführende Schulabschlüsse zu erreichen.  Da freuen wir uns natürlich über jeden, der uns dabei tatkr?ftige Unterstützung gibt.
 

Ansprechpartner:

Prof.Dr. H.-Hugo Kremer
Telefon: 05251 / 60 – 3362
hugo.kremer@uni-paderborn.de
 

Weitere Informationen: http://www.edunomics.de/, http://wiwi.uni-paderborn.de/department5/

Foto: 3i-Kompetenzteam, v. l.: Marie-Ann Kückmann, Heike Kundisch. Prof. Dr. H.-Hugo Kremer, Dr. Petra Frehe.
Foto: 3i-Kompetenzteam, v. l.: Marie-Ann Kückmann, Heike Kundisch. Prof. Dr. H.-Hugo Kremer, Dr. Petra Frehe.
Foto: Julia Umlauf (links)  und Jutta Thomas-Ackermann (Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg Troisdorf) pr?sentieren ihre Konzepte zur Integration auf der ?Didaktischen Messe“.
Foto: Julia Umlauf (links) und Jutta Thomas-Ackermann (Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg Troisdorf) pr?sentieren ihre Konzepte zur Integration auf der ?Didaktischen Messe“.
Foto: Ute Wohlgemuth, Referatsleiterin Abtlg. Berufliche Bildung (Ausbildungsvorbereitung) im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, pl?diert für die Ausbildungsvorbereitung als einen eigenst?ndigen, gleichberechtigte
Foto: Ute Wohlgemuth, Referatsleiterin Abtlg. Berufliche Bildung (Ausbildungsvorbereitung) im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, pl?diert für die Ausbildungsvorbereitung als einen eigenst?ndigen, gleichberechtigten Bildungsgang.