Start­chan­cen-Pro­gramm des BMBF: Wis­sen­schaft­le­rin der Uni­ver­si­t?t Pa­der­born ist Pro­jekt­part­ne­rin

 |  BildungForschungTransformation und BildungTransferMitteilungFakult?t für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik

Der Forschungsverbund zur wissenschaftlichen Begleitung des BMBF-Startchancen-Programms hat seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, dass die an dem Programm beteiligten Schulen sowie ihr Steuerungs- und Unterstützungssystem umfassend von wissenschaftlicher Expertise profitieren. Das von Bund und L?ndern für zehn Jahre mit 20 Milliarden Euro gef?rderte und am 1. August gestartete Startchancen-Programm will mit einem wegweisenden Ansatz den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppeln und für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Dafür unterstützt es systematisch rund 4000 Schulen in sozial herausfordernden Lagen. Prof. Dr. Lena Wessel vom Institut für Mathematik der Universit?t Paderborn ist Projektpartnerin und zust?ndig für den Bereich der Ausbildungsvorbereitung in berufsschulischen Zusammenh?ngen.

?Es ist absolut richtig und durchaus vision?r, dass das Startchancen-Programm den Anteil der Kinder und Jugendlichen, die nicht die Mindeststandards in den Basiskompetenzen erreichen, halbieren will. Das Programm ist in seiner Ausrichtung einzigartig, weil es Schulen als Ganzes adressiert. Es geht also um die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht, aber sehr wesentlich auch um das Zusammenwirken mit s?mtlichen Akteur*innen im Steuerungs- und Unterstützungssystem und dem sozialen Umfeld“, so Prof. Dr. Kai Maaz vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Gesamtkoordinator des jetzt gestarteten Forschungsverbunds.

Maaz betont: ?Mit der wissenschaftlichen Begleitung wollen wir diesen vernetzten Ansatz, der auf bestehende Strukturen aufbaut und alle relevanten Akteur*innen adressiert und integriert, bestm?glich unterstützen. Dabei gilt es, unser Wissen auf s?mtlichen Ebenen miteinzubringen, sodass innovative und produktive Formen der Zusammenarbeit zwischen Praxis, Verwaltung und Forschung entstehen. Es wird allerdings Zeit, umfassenden Austausch und viel Arbeit brauchen, damit alle R?der wirkungsvoll ineinandergreifen.“ Wessel erg?nzt: ?Dies wird eine herausfordernde Aufgabe und stellt gleichzeitig eine enorme Chance dar, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen und Mathematikunterricht langfristig, auch unter Einbezug der Jugendlichen und Lehrkr?fte an beruflichen Schulen, zu verbessern. “

Ausrichtung des Forschungsverbunds

Der Verbund zur wissenschaftlichen Begleitung und Forschung für das Startchancen-Programm wendet sich vor allem an die Unterstützungssysteme von Schulen in sozial herausfordernden Lagen. Dazu geh?ren zum Beispiel die Schultr?ger, die Kommunen, die Schulaufsichten, die Verwaltung in den Ministerien und die Landesinstitute. Der Verbund wird seine evidenzbasierte Expertise einbringen und dabei die Bedarfe, das Wissen und die Erfahrungen aller Beteiligten nutzen und miteinbeziehen. Ziel ist eine Kooperation auf Augenh?he und ein gegenseitiges Voneinander-Lernen.

Ein zentraler Baustein der Arbeit wird sein, gemeinsam mit den Akteur*innen im Steuerungs- und Unterstützungssystem verbindliche und konstruktive Kooperationsformate zu entwickeln und neues Steuerungswissen aufzubauen. Ziel ist eine Governance-Struktur, die gemeinschaftlich und effizient alle Ressourcen aktiviert und verzahnt. Ein weiterer Fokus wird auf Konzepten und Materialien für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie für das Arbeiten in Netzwerken liegen. Diese sollen zweckorientiert zusammengestellt, mit bestehenden Ans?tzen verzahnt und forschungsbasiert neu- oder weiterentwickelt werden. Zudem wird der Verbund die p?dagogischen Fachkr?fte sowie Multiplikator*innen, die zum Beispiel in übergreifenden fachlichen Netzwerken aktiv sind, beraten und weiterqualifizieren. Die Materialien und Weiterbildungen werden sich auf fachliche Felder wie Sprachbildung und Mathematik, auf überfachliche Themen wie Probleml?sen und Teamarbeit sowie auf die sozialraumbezogene und multiprofessionelle Organisationsentwicklung beziehen. S?mtliche Konzepte und Strukturen sollen nachhaltig gedacht werden und perspektivisch allen Schulen zugutekommen.

Struktur des Forschungsverbunds

Der Verbund umfasst insgesamt 20 wissenschaftliche Institute und Hochschulen mit einem breiten fachlichen Hintergrund. Ein erweiterter Leitungskreis setzt sich aus Forschenden des DIPF, der Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen-Nürnberg, des IPN – Leibniz-Instituts für die P?dagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, des Mercator-Instituts für Sprachf?rderung und Deutsch als Zweitsprache, der Universit?t Duisburg-Essen, der Universit?t Mannheim und der Universit?t Potsdam zusammen. Dem DIPF als Sitz der Gesamtkoordination obliegt zudem die Entwicklung digitaler L?sungen für die Verbundarbeit und die Kommunikation der Ergebnisse. Zum Koordinationsteam am DIPF st??t auch Dr. Martina Diedrich, zuvor Direktorin des Instituts für Bildungsmonitoring und Qualit?tsentwicklung (IfBQ) in Hamburg. Die hochqualifizierte und in Aushandlungsprozessen zwischen L?ndern und Bund sehr erfahrene Systementwicklerin wird die Ausgestaltung des Verbunds ma?geblich bereichern und das geplante Governance-Zentrum leiten. Der ebenso wie das Startchancen-Programm auf zehn Jahre angelegte Verbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 100 Millionen Euro gef?rdert.

Die Arbeit des Verbunds wird sich in enger Zusammenarbeit mit den Akteur*innen der Schulen und Unterstützungssysteme in fünf Kompetenzzentren, zwei Transfer- und Transformations-Hubs sowie einem Governance-Zentrum organisieren. Das Governance-Zentrum konzentriert sich auf innovative Steuerungsans?tze und Kooperationsformate. In den Kompetenzzentren werden u. a. Materialien und Qualifizierungen entwickelt, w?hrend die Transfer- und Transformations-Hubs Austausch- und Abstimmungsprozesse initiieren und begleiten. Der Verbund wird sich zudem kontinuierlich mit dem wissenschaftlichen Gremium abstimmen, das für die Evaluation des Startchancen-Programms und seiner Ergebnisse vorgesehen ist. Darüber sollen weitere Potenziale erschlossen werden, um die Projektarbeit zu optimieren.

Wessel leitet an der Universit?t Paderborn eine der Arbeitsgruppen ?Didaktik der Mathematik der Sekundarstufen“ und erforscht mit ihrem Team Themen des Mathematikunterrichts der Sekundarstufen I und II an allgemeinbildenden Schulen und Berufskollegs. Besonderer Fokus liegt dabei in ihrer Forschung u. a. auf den Prinzipien der Verstehensorientierung und Sprachbildung sowie der Lehrkr?fteaus- und -fortbildung. Au?erdem ist sie Netzwerkpartnerin im Deutschen Zentrum für Lehrkr?ftebildung Mathematik.

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