KI in der Bil­dung: In­ter­view zum in­ter­na­ti­o­na­len Kin­der­tag

 |  ForschungSonderforschungsbereicheKünstliche IntelligenzMitteilungFakult?t für Kulturwissenschaften

Am 1. Juni ist der internationale Kindertag. Aus diesem Anlass spricht Prof. Dr. Katharina Rohlfing, Sprecherin des Sonderforschungsbereichs TRR 318 der Universit?ten Paderborn und Bielefeld, über künstliche Intelligenz (KI) in der Kinder- und Jugendliteratur.

Gibt man in eine Internet-Suchmaschine ?KI in Kinderbüchern“ ein, erh?lt man eine Vielzahl von Ergebnissen, die zeigen, wie jeder mithilfe von künstlicher Intelligenz ein Kinderbuch nach seinen eigenen Wünschen gestalten kann. Doch das eigentliche Thema KI ist in der Kinder- und Jugendliteratur noch kaum vertreten. Dabei wachsen die Jüngsten unserer Gesellschaft bereits in der fast allt?glichen Begleitung von Sprachassistenten, Chatbots und Assistenzrobotern auf. W?re es daher nicht sinnvoll, diese Themen in Texte und Geschichten für Kinder zu integrieren? Katharina Rohlfing, Professorin für Psycholinguistik an der Universit?t Paderborn und Sprecherin des SFB/TRR 318 ?Erkl?rbarkeit konstruieren“, erkl?rt im Interview, warum das Thema auch in der Kinder- und Jugendliteratur wichtige Akzente setzen kann. 365足彩投注_365体育投注@ selbst ist an mehreren Kinderbuchprojekten beteiligt, die kurz vor der Ver?ffentlichung stehen.

Warum ist das Thema der künstlichen Intelligenz in der Kinder- und Jugendliteratur heute so wichtig?

Rohlfing: Es ist ein wichtiges Thema, weil die Technologie bereits Teil des Lebens der Kinder ist. Es führt kein Weg daran vorbei: Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kaffeemaschinen, Autos bestimmen unser Handeln. Auch wenn wir uns die Kindheit als einen Lebensabschnitt vorstellen, in dem das Erforschen und Lernen im Vordergrund steht, findet sie nicht in einer anderen Welt statt. Die Literatur befasst sich mit der Welt, die uns umgibt: unsere Sorgen, Werte, Herausforderungen. ?berraschenderweise gibt es zwar einige Kinderbücher zum Thema Technologie (die einige technologische Themen erkl?ren) oder über technologische Gef?hrten wie Roboter, aber das angebotene Motiv ist recht begrenzt: Ein Roboter zum Beispiel wird meist ?hnlich vorgestellt wie ein Au?erirdischer, der von einem anderen Planeten kommt und Unterstützung oder Erkl?rungen braucht, um sich in der menschlichen Welt zurechtzufinden. Bei unseren technologischen Fortschritten handelt es sich jedoch um Roboter, die den Menschen tats?chlich unterstützen. Welche Herausforderungen diese Unterstützung mit sich bringt und wie sie unsere Beziehungen und Erwartungen ver?ndert, sollte auch für Kinder ein Thema sein. Auf diese Weise k?nnen sie darüber nachdenken, darüber sprechen und hoffentlich kluge Ideen entwickeln, wie man sie gestalten kann.

Die Meinungen über die Interaktionsm?glichkeiten zwischen Menschen und KI gehen auseinander. Letztlich ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen eine Reihe von M?glichkeiten im Umgang mit KI aufzuzeigen, oder?

Rohlfing: Es ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Technologie nicht als gegeben hingenommen werden muss. Der Mensch entwickelt Technologien, kann sie als nützlich erachten oder sich gegen sie entscheiden und er kann sie gestalten. Dies ist besonders wichtig angesichts der derzeitigen rasanten technologischen Entwicklungen: Als Teil der Gesellschaft haben wir wenig Zeit, um kritisch zu reflektieren, was die (neue) Technologie beeinflusst und ob wir mit den Ver?nderungen zurechtkommen werden. Kürzlich, bei der Einführung des ChatGPT, forderten einige Entwickler*innen und Wissenschaftler*innen ein halbes Jahr Bedenkzeit und einen Stopp der weiteren Entwicklungen. Auch wenn es unm?glich erscheint, dass jeder einem solchen Vorschlag nachkommt, ist der allgemeine Gedanke, mehr und tiefergehende Diskussionen über die technologischen Entwicklungen zu führen, für eine demokratische Gesellschaft unerl?sslich.

Im Transregio erforschen die Wissenschaftler*innen unter anderem die Ko-Konstruktion von Verstehen. Ist es wichtig, junge Leser*innen für diese perspektivische, konstruktive Zusammenarbeit mit KI-Systemen zu sensibilisieren?

Rohlfing: Ich bin sehr stolz auf die Bücher, die bald erscheinen werden, weil sie sehr sch?n zeigen, wie schwierig es ist, sich auf Interaktionspartner*innen einzustellen und gemeinsam ein sinnvolles und unterhaltsames Ereignis zu gestalten! Das ist im Grunde das, was wir mit ?Ko-Konstruktion“ meinen. Es scheint so natürlich zu sein, und Menschen k?nnen es ohne gro?e Anstrengung tun, selbst Kinder sind Experten darin. Aber für einen technologischen Begleiter, wie beispielsweise einen Roboter, ist eine Menge Wissen über unsere Welt, Handlungen, Werte und so weiter erforderlich. Die Bücher vermitteln, wo die Herausforderungen und derzeitigen Grenzen liegen. 

Der Transregio bietet 365足彩投注_365体育投注@s für Schulklassen an, um KI-Themen zu erforschen. Inwieweit bieten KI-Themen in der Kinder- und Jugendliteratur eine gute Erg?nzung dazu?

Rohlfing: 365足彩投注_365体育投注@s für Schulklassen bieten eine Erfahrung von und mit KI. Das ist toll, erfordert aber viele fortgeschrittene kognitive und sprachliche F?higkeiten. Kinderliteratur hat die Eigenschaft, die sprachlichen und kognitiven F?higkeiten von Kindern zu berücksichtigen und sich an sie anzupassen. Die Bücher über KI erz?hlen eine Geschichte und bieten ein Beispiel für die Benutzerfreundlichkeit und ihre Schwierigkeiten. Für kleine Kinder k?nnen sie eine Gelegenheit bieten, darüber zu sprechen und nachzudenken. Dies kann ein erster Zugang zu kritischem technologischem Denken sein.

Weitere Informationen zum SFB gibt es hier.

Foto (TRR 318): Wie kann es gelingen, KI in der Kinder- und Jugendliteratur zu thematisieren? Darüber spricht Prof. Dr. Katharina Rohlfing im Interview.

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Prof. Dr. Katharina Rohlfing

Sonderforschungsbereich Transregio 318

Projektleiterin A01, A05, Z

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