Der Com­pu­ter­pio­nier Heinz Nix­dorf als F?r­de­rer der Uni­ver­si­t?t Pa­der­born – Ei­ne Chro­nik

Am 9. April 2015 w?re der Paderborner Computerpionier Heinz Nixdorf 90 Jahre alt geworden. Anl?sslich dieses runden Geburtstages erinnert die Universit?t Paderborn an die Verdienste des vision?ren Unternehmers – für den Hochschulstandort insgesamt und insbesondere für das Heinz Nixdorf Institut als interdisziplin?res Forschungszentrum für Informatik und Technik. Heinz Nixdorf war überzeugt, dass eine erfolgreiche, innovative Entwicklung nur gew?hrleistet ist, wenn sich Industrie und Forschung gegenseitig Impulse geben. Diese Weitsicht, verbunden mit Nixdorfs entschlossenem Handeln und seinen gro?zügigen Entscheidungen, wirken in der Universit?t bis heute fort – bis hin zum Projekt Zukunftsmeile Fürstenallee und dem Spitzencluster it‘s OWL.

1952

1963

1952 – Heinz Nixdorf gründet das Labor für Impulstechnik

Abbildung 1: Aus einer Laborfirma entwickelt sich ein Unternehmen von Weltrang. Versandabteilung der Nixdorf Computer AG in Paderborn, 1980.

Mit nur 27 Jahren gründet Heinz Nixdorf 1952 das Labor für Impulstechnik, das als Zulieferbetrieb elektronische Rechenwerke herstellt. Von Paderborn aus entwickelt sich die Nixdorf Computer AG zum deutschen Marktführer für Datentechnik mit weiteren Produktionsstandorten in Deutschland, in Europa, in den Vereinigten Staaten und in Singapur. International w?chst die Nixdorf Computer AG in den 1980er-Jahren zum viertgr??ten Computerhersteller in Europa.

1963 – Nixdorf als F?rderer von Bildung und Forschung

Abbildung 2: Heinz Nixdorf auf dem Richtfest der Staatlichen Ingenieurschule Paderborn, 6. November 1969.

Das Wirtschaftswachstum verlangt nach gut ausgebildeten Arbeitskr?ften. Neben der Qualifizierung von Fachkr?ften sollen auch innovative Forschungen Stadt und Region nachhaltig st?rken. Heinz Nixdorf findet sich im Jahr 1963 gemeinsam mit zentralen Pers?nlichkeiten der lokalen Gesellschaft und Wirtschaft in einer F?rdergesellschaft zusammen, um sich für den Bildungs- und Forschungsstandort Paderborn sowie die Gründung einer Hochschule einzusetzen.

1972 – Paderborn wird Hochschulstandort

Abbildung 3: Hochschulrektor Prof. Dr. Friedrich Buttler (l.) und Heinz Nixdorf begutachten einen Nixdorf-Rechner 8820, der an der Hochschule für die Wirtschaftsinformatik eingesetzt wird, 1981.

Die Wirtschaftsfachschule und die Ingenieurschule für Maschinenwesen werden 1971 in die Fachhochschule Südost-Westfalen integriert. Diese Fachhochschule und die Paderborner Abteilung der P?dagogischen Hochschule Westfalen-Lippe werden im August 1972 in die neu gegründete Gesamthochschule Paderborn überführt. In den ersten Jahren wird in den R?umen der Vorg?ngereinrichtungen gelehrt und geforscht, ehe im Mai 1977 die Hochschulgeb?ude an der 365足彩投注_365体育投注@ Stra?e offiziell er?ffnet werden. In der anschlie?enden ?Woche der Gesamthochschule“ werden alle Paderborner Bürgerinnen und Bürger auf den Campus eingeladen. Die Veranstaltungen dieser Festwoche sind gleichzeitig Bestandteil des Festprogramms zum 1.200j?hrigen Stadtjubil?um Paderborns.

1984 – Nixdorf stiftet Sportprofessur

Abbildung 4: Hochschulrektor Prof. Dr. Friedrich Buttler, Heinz Nixdorf und NRW-Wissenschaftsminister Rolf Krumsiek (v. l.) unterzeichnen am 31. Mai 1985 die Kooperationsvertr?ge zwischen der Hochschule und der Nixdorf Computer AG über das Forschungs- und Entwicklungslabor Cadlab sowie die Sportstiftungsprofessur.

Angesichts der langwierigen Startphase und ungenügender ?ffentlicher Mittel entscheidet sich Heinz Nixdorf für eine gezielte F?rderung der Hochschule. Anfang M?rz 1984 wird bekannt, dass Heinz Nixdorf – selbst immer sportlich aktiv und interessiert – eine fünfj?hrige Stiftungsprofessur für Sportmedizin und deren Ausstattung finanzieren wird. Zu dieser Zeit wird auch der auf Nixdorfs Initiative hin erbaute Ahorn-Sportpark fertig gestellt. Nixdorf fühlt sich seiner Geburtsstadt Paderborn verbunden und l?sst als M?zen die Stadt und Region an seinem Erfolg teilhaben – auch die Universit?t-Gesamthochschule profitiert von seiner Gro?zügigkeit.

1985 – Gründung des Cadlab

Den Vertrag für die Stiftungsprofessur Sportmedizin unterschreiben Heinz Nixdorf, der Hochschulrektor Prof. Friedrich Buttler und der nordrhein-westf?lische Wissenschaftsminister Rolf Krumsiek im Mai 1985. Gleichzeitig besiegelt Nixdorf mit der Hochschule eine Kooperation auf dem Gebiet der Informationstechnik. Mit diesem Vertrag wird das Forschungs- und Entwicklungslabor Cadlab (Computer Aided Design Laboratory) gegründet, das ?rechnergestützte Entwürfe von integrierten Schaltkreisen und digitalen Systemen“ erforschen soll. Das Cadlab wird zu gleichen Anteilen mit jeweils 1,2 Millionen D-Mark vom Land Nordrhein-Westfalen und von der Firma Nixdorf finanziert.

1985 – Nixdorf sagt Sponsorenmittel für G?stehaus zu

Abbildung 5: Fünf Jahre nach der Zusage der Sponsorenmittel wird das G?stehaus am 15. Mai 1990 eingeweiht. Stellvertretend für den 1986 verstorbenen Heinz Nixdorf ist seine Ehefrau Renate Nixdorf gekommen, hier zu sehen mit Hochschulrektor Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens, Dr. Anton Osterhus von der Universit?tsgesellschaft und Architekt Prof. Hubert Krawinkel (v. l.).

Die noch junge Hochschule verfügt schon bald über zahlreiche internationale Beziehungen und schlie?t Partnerschaften mit Universit?ten in aller Welt. Um den Forschern und Gastwissenschaftlern aus dem Ausland unkompliziert Gastfreundschaft gew?hren zu k?nnen, sagt Nixdorf der Hochschule im Juni 1985 F?rdermittel in H?he von 400.000 D-Mark für ein G?stehaus zu – die Grundlage für das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) und das Jenny-Aloni-G?stehaus ist gelegt.

1986 – 50 Millionen D-Mark für Lehre und Forschung

Abbildung 6: NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn (l.), Heinz Nixdorf und Paderborns Bürgermeister Herbert Schwiete (3 v. r.) auf der Er?ffnungsfeier des Cadlab am 12. Februar 1986 in einem ehemaligen Fabrikgeb?ude an der Bahnhofstra?e.

Auf der Er?ffnungsfeier des Forschungs- und Entwicklungslabors Cadlab im Februar 1986 macht Heinz Nixdorf ein sensationelles Angebot. Nixdorf will der Hochschule 50 Millionen D-Mark aus seinem Privatverm?gen für die Forschung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zur Verfügung stellen. Als Voraussetzung für die Schenkung dieses Ausma?es sollen Land und Bund ein doppelt so gro?es Finanzvolumen aufbringen. Innerhalb kürzester Zeit entwirft die Hochschule ein Konzept für die von Nixdorf geplante Einrichtung. Bereits einen Monat sp?ter, im M?rz 1986, berichten die Paderborner Zeitungen von der Zusage des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes zum erforderlichen Eigenbeitrag. Die Gründung des interdisziplin?ren Zentrums für Informatik und Technik (ZIT), des heutigen Heinz Nixdorf Instituts (HNI), mit dem Forschungs- und Lehrschwerpunkt Informatik mit anwendungsbezogener Technik ist damit beschlossen.

1987 – Vertrag zur Gründung des Heinz Nixdorf Instituts (HNI)

Abbildung 7: Am 23. Juli 1987 unterzeichnen NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn, Hochschulrektor Prof. Dr. Friedrich Buttler und Dr. Gerhard Schmidt als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Westfalen den Vertrag zur Errichtung des Zentrums für Informatik und Technik (ZIT), heute Heinz Nixdorf Institut (HNI).

Wenige Tage nach der Ankündigung stirbt Heinz Nixdorf v?llig überraschend am 17. M?rz 1986 nach einem Herzinfarkt auf der ersten CeBIT-Messe in Hannover. Den Vertrag zur Gründung des Heinz Nixdorf Instituts unterzeichnet im Juli 1987 Dr. Gerhard Schmidt als Vorstandsvorsitzender der noch von Heinz Nixdorf errichteten gemeinnützigen Stiftungen – der Friedrich von Spee Stiftung, sp?ter umbenannt in Heinz Nixdorf Stiftung, sowie der Stiftung Westfalen.

1991 – Das HNI im E-Geb?ude

Abbildung 8: Zentrum für Informatik und Technik (ZIT) im E-Geb?ude, 1990.

Im September 1990 bezieht das Heinz Nixdorf Institut (HNI) das auf dem Hochschulcampus neu errichtete E-Geb?ude. Offiziell eingeweiht werden die R?umlichkeiten am 25. Januar 1991. Die Bedingungen im Institut sind für Professoren und Forschende hervorragend. 365足彩投注_365体育投注@ haben für die kommenden zwanzig Jahre ein umfangreiches Finanzvolumen erhalten, um anwendungsnahe Grundlagenforschung auf den Gebieten der Informatik und Ingenieurwissenschaften zu betreiben. Begleitend werden im Institut die gesellschaftlichen Ver?nderungsprozesse durch neue Techniken untersucht.

1995 – Das HNI bezieht das F-Geb?ude an der Fürstenallee

Abbildung 9: Offizielle Einweihung des Hochschulgeb?udes F an der Fürstenallee am 21. Dezember 1995 – v. l.: Hochschulrektor Prof. Dr. Wolfgang Weber, der Paderborner Bürgermeister Willi Lüke, NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn, Renate Nixdorf, Dr. Gerhard Schmidt, Vorsitzender der Nixdorf-Stiftungen, Martin Nixdorf, Dr. Horst Nasko, ehemaliger Vorstandssprecher der Nixdorf Computer AG sowie stellv. Vorsitzender der Nixdorf-Stiftungen.

Mit den R?umlichkeiten im E-Geb?ude ist nur die H?lfte der für das HNI vorgesehenen Fl?che umgesetzt worden. Daher signalisiert die Hochschule sofort Interesse, als die Firma 365足彩投注_365体育投注@mens Nixdorf ankündigt, im M?rz 1994 den Verwaltungssitz an der Fürstenallee aufzugeben. Im Februar 1995 werden die Nutzungsvertr?ge für die Geb?ude unterschrieben, ab Juli beziehen alle beteiligten Einrichtungen das neue Forschungszentrum: neben dem HNI das Computer Aided Design Laboratory (Cadlab), ab 1996 unter der Bezeichnung C-Lab (Cooperative Computing & Communication Laboratory), das Paderborn Center for Parallel Computing (PC2), das Graduiertenkolleg und der Sonderforschungsbereich Informatik sowie Teile des Fachs Informatik. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich zugleich das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF), das weltweit gr??te Computermuseum, in der Gründungsphase.

2006 – Stiftung Studienfonds OWL

Abbildung 10: Universit?tspr?sident Prof. Dr. Nikolaus Risch (l.) und Dr. Bernd Klein, Heinz Nixdorf Stiftung, (4 v. r.) mit Stipendiaten des Studienfonds OWL, 2014.

Nach Einführung von Studiengebühren im Jahr 2006 haben sich die fünf Hochschulen der Region zum Studienfonds OWL zusammengeschlossen, um als gemeinnütziger Verein talentierte und engagierte, aber auch materiell bedürftige Studierende mit Stipendien zu unterstützen. Seit Mai 2009 wird der Studienfonds als Stiftung geführt, die inzwischen von zahlreichen Unternehmen, Vereinen und Kommunen sowie Privatpersonen getragen wird. Eine au?erordentliche Unterstützung erf?hrt dieses F?rderkonzept dabei durch die Heinz Nixdorf
Stiftung. Die Stipendien helfen den Studierenden nicht nur finanziell, sondern sie werden durch den engen Kontakt mit den F?rderern auch fit für den Beruf gemacht. Das Konzept des Studienfonds OWL wurde inzwischen ausgezeichnet und die Grundidee mit dem Deutschland-Stipendium vom Bund übernommen.

2007 – Neue F?rdermittel für das HNI

Abbildung 11: Heinz Nixdorf Institut (HNI), 2012.

Das Heinz Nixdorf Institut entwickelt sich erfolgreich. Umfangreiche Drittmittel werden eingeworben, Sonderforschungsbereiche eingerichtet und zahlreiche Dissertationen entstehen. Aus dem Institut erfolgen wiederholt Ausgründungen junger Firmen. Nach Ablauf der zwanzigj?hrigen F?rderung im Februar 2007 vergibt die Stiftung Westfalen neue F?rdermittel an das Heinz Nixdorf Institut.

2008 – Unterzeichnung des Gesellschaftervertrags Projekt Zukunftsmeile

Abbildung 13: Gesellschafter des Projekts Zukunftsmeile Fürstenallee sind Universit?t und Stadt Paderborn, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld, die Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW), das b.i.b International College sowie die Vereinigungen OWL Maschinenbau und Innozent OWL. Hier von links nach rechts abgebildet: Die Zukunftsmeile (ZM), das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) und das Heinz Nixdorf Institut (HNI), 2012.

Forschungs- und Wirtschaftskompetenzen sollen sich bündeln, um die Region zu st?rken. Heinz Nixdorf hat in Paderborn mit der Gründung des Cadlab und sp?ter des HNI den Grundstein gelegt. Mit der Unterzeichnung des Vertrags für das Projekt Zukunftsmeile im Januar 2008 wird diese Idee nochmals deutlich verst?rkt. Die Kooperation aus zahlreichen regionalen Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Organisationen will Produkt- und Produktionsinnovationen vor allem im Bereich softwaregesteuerter Maschinen vorantreiben. 2012 belegt das Projekt Zukunftsmeile mit dem Antrag it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den ersten Platz und erh?lt Mittel in H?he von 40 Millionen Euro zur Erforschung und Entwicklung neuer Technologien.

2014 – HNI feiert 25 Jahre Forschung

Abbildung 14: 25 Jahre Heinz Nixdorf Institut (HNI) – Prof. Dr. Friedhelm Meyer auf der Heide, damaliger Vorsitzender des HNI, Paderborns Bürgermeister Michael Dreier, der damalige Vizepr?sident und aktuelle Universit?tspr?sident Prof. Dr. Wilhelm Sch?fer, Steffie Nixdorf, Martin Nixdorf und Universit?tspr?sident bis Februar 2015 Prof. Dr. Nikolaus Risch (v. l.).

Das Heinz Nixdorf Institut hat federführend das Spitzencluster it‘s OWL auf den Weg gebracht, das an der Zukunftsmeile Fürstenallee umgesetzt wird. Neben dieser beachtlichen Leistung wird im September 2014 auf der Jubil?umsfeier an die nicht weniger beeindruckenden Ergebnisse der vergangenen 25 Jahre erinnert, seit der erste Professor im Juli 1989 an das HNI berufen wurde: An das erste Graduiertenkolleg, an drei bedeutsame Sonderforschungsbereiche (SFB), an die vielen Ausgründungen von Unternehmen sowie an die zahlreichen F?rderungen einzelner Projekte. Neben den Forschungsgeldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erm?glichen Mittel der EU und des Bundes, aber auch die von Heinz Nixdorf initiierten Stiftungen, dass im Heinz Nixdorf Institut Spitzenforschung betrieben wird, deren Ergebnisse anschlie?end in Produktion und Praxis realisiert werden.

?Eine Hochschule kann zwar nicht garantieren, dass die Industrie am Ort bleibt, aber ohne eine Befruchtung durch eine Hochschule wird sich die Industrie auf Dauer nicht halten k?nnen.“

?Die Universit?t geh?rte bei allem, was mein Mann sich für seine Vaterstadt vorgestellt hatte, zu dem Wichtigsten.“

?Heinz Nixdorfs Einsatz als F?rderer und M?zen hat Impulse gesetzt, die bis heute als Motor für Universit?t, Stadt und Region wirken. Mehr denn je revolutionieren aktuell Informationstechnik und Digitalisierung das Leben und den Alltag. Diese digitale Zeitenwende in Lehre und Forschung innovativ und nachhaltig zu gestalten und weiterzuentwickeln, ist für die Universit?t Paderborn das Erbe und der Auftrag Nixdorfs.“

Abbildungen Titel, 1, 4:
Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF)
Abbildungen 2, 3, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 13:
Universit?tsarchiv Paderborn
Abbildung 10:
Stiftung Studienfonds OWL
Abbildungen 11, 14:
Heinz Nixdorf Institut (HNI)

Text: Anikó Szabó, Universit?tsarchiv

Redaktion: Christian Berg und Anikó Szabó, Universit?tsarchiv, sowie Frauke D?ll, Stabsstelle Presse und Kommunikation

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