?Kommunikation und Führung“ hei?t das Studienmodul, mit dem der Paderborner Wirtschaftsp?dagoge Dr. Bernd G?ssling die unternehmerischen F?higkeiten seiner Studierenden herausfordert. Diese sollten sich im Vorfeld mit Hilfe von vier Aufgabenstellungen in die Situation eines Start-up-Unternehmers versetzen, der mit den typischen Problemen nach Unternehmensgründung konfrontiert ist. Den H?hepunkt des Moduls markierte der Auftritt des Paderborner IT-Experten Viktor Schwenke, der am 13. Juli mit seinen Ausführungen über die Entwicklungen seines Start-ups ca. 100 gebannt lauschende Studierende begeisterte.
?Ich l?se Probleme, auch die eigenen Kommunikations- und Führungsprobleme“, stellte sich Viktor Schwenke vor, der seine Karriere als Holzmechniker (?Holzwurm“) begann und dann über den zweiten Bildungsweg den Bachelor in ?Angewandter Informatik“ machte. 2010 gründete er mit einem guten Freund ein Informatikunternehmen, das mittelst?ndische und gro?e Unternehmen in Sachen Produkt- und Anwendungsentwicklung unterstützt – ?wahlweise als verl?ngerte Werkbank oder als Entwicklungsabteilung“.
Mit 15 Mitarbeitern erwirtschaftet die auf Microsoft fokussierte Paderborner Firma Inlogy heute eine Million Euro. Tendenz steigend. Sehr lebendig und hautnah berichtete der 33-j?hrige von seinem anf?nglichen Unverm?gen, Aufgaben delegieren zu k?nnen, und von den Fallen der Interaktion unter und mit den Mitarbeitern, die er heute als ?Freunde, die gemeinsam arbeiten“, bezeichnet. Dabei spielten für ihn Werte wie Aufrichtigkeit, Loyalit?t und Wertsch?tzung (pers?nliche und auf die Arbeitsleistung bezogen) eine tragende Rolle: ?Wer dagegen verst??t, muss mit einer Abmahnung rechnen“, betont er die Ernsthaftigkeit, die ihn dabei leitet. Dabei zieht sich sein selbst gew?hlter Slogan ?IT mit Herz und Leidenschaft“ wie ein roter Faden durch alle Unternehmensbereiche, untermauert durch Zitate wie folgende: “Gewinn ist für uns nicht, was dem Geld, sondern was dem Leben dient“, ?wir müssen gemeinsame Wege finden und gehen, der Fokus liegt immer auf den Menschen“, ?unsere Kunden sind keine Partner, sondern Verbündete“, ?wir akquirieren unsere Mitarbeiter nicht, sie sollen den Weg selbst zu uns finden“, ?wir bewegen gemeinsam Dinge, für die wir Anerkennung erhalten“.
Dann fasste er aus seiner Sicht die vier ihn beherrschenden Aufgabenstellungen zusammen, die von den Studierenden in den vergangenen Wochen bearbeitet und mit L?sungsans?tzen versehen worden waren – die er im ?brigen zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, denn die Posterpr?sentation der Studierenden folgte erst im Anschluss an den Praktikervortrag.
1.Stagnation durch Führung:
?Irgendwann ging’s nicht mehr weiter“, erz?hlt er, und das Erschreckende für ihn war das Ergebnis der Situationsanalyse, die er mit einem externen Coach vornahm: ?Das Problem war ich!“ Seine Probleml?sung in Stichworten: Unabh?ngigkeit schaffen (?alles hing an mir!“), Führungsteam bilden, Klarheit schaffen, Auszeit nehmen, Selbstreflexion üben und immer wieder den Kurs justieren.
2. Standardisierung durch Klarheit
Selbstverst?ndnis und Zust?ndigkeiten müssen klar geregelt sein, Schwenke fand diese Wege: Bewusstsein und Betroffenheit jedes Einzelnen f?rdern, Kritik zulassen und ernst nehmen, kollektive Verantwortung tragen, klares Organigramm mit Zust?ndigkeiten und Rollen kommunizieren, Mitarbeiter auffordern, ihre Ziele preiszugeben, ihr Denken und Wollen zu vermitteln, Mitarbeiter in Prozesse integrieren.
3. Wertebasierte Führung
Schwenke stellt den wertsch?tzenden Umgang untereinander über alles: Klare Kommunikation, Werte leben und Konsequenzen ziehen, Vorbildfunktion ausüben, vorleben, was von den Mitarbeitern erwartet wird und – sehr wichtig – ?Statements“ setzen, wobei ein solches Statement sowohl ein Feedback als auch eine Abmahnung nach sich ziehen kann.
4. Integration und Personalentwicklung
Schwenke pr?feriert klar das Gro?raumbüro, um ?Grüppchenbildung“ zu vermeiden, setzt auf Teambildungsma?nahmen, sieht Führung als Vorbild-und Integrationsfunktion, empfiehlt gemischte Teams und bietet permanente Fortbildung.
Wer Viktor Schwenkes Vortrag folgte, glaubte in vielen seiner ?u?erungen die Worte von Google’s Chefinnovator Frederik G. Pferdt zu h?ren, der als Alumnus am Tag der Wirtschaftswissenschaften (21.11.2016) die Universit?t Paderborn mit einem viel beachteten Vortrag bereichert hatte. Und Schwenke l?sst auch keinen Zweifel an seiner ?berzeugung, dass der Geist von Silikon Valley durch sein Unternehmen weht, wenn er dem Auditorium zum Abschluss zuruft: ?Traut euch, macht Fehler und bleibt menschlich!“
Text: Dr. Reinhard Schwarz
Weitere Informationen:
Dr. Bernd G?ssling
Universit?t Paderborn
Fakult?t für Wirtschaftswissenschaften
Wirtschafts- und Sozialp?dagogik
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