Sorgf?ltige Soft­ware­prü­fung vor Ein­satz für Cloud-Com­put­ing ge­fordert – Prof. Dr. Fevzi Belli arbeitet an in­ter­na­tionalem Norm­ver­fahren mit

Das sogenannte Cloud-Computing enth?lt viele Vorteile. Die ?Wolke“ soll dem Computer-Nutzer viel Arbeit ersparen, denn Installationen und Updates entfallen. Das ist künftig Aufgabe der ?Cloud“-Anbieter. Das Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universit?t Paderborn hat zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen. Die Paderborner Wissenschaftler haben aber auch die Gefahren der Technik im Blick.

?Die technischen Voraussetzungen für dieses gigantische Projekt sind da“, sagt Prof. Dr. Reinhold H?b-Umbach, Prodekan des Instituts und Inhaber des Lehrstuhls Nachrichtentechnik. Das sei nicht zuletzt auf die in der Paderborner Elektrotechnik entwickelten neuen ?bertragungstechniken zurückzuführen. Diese sorgten dafür, dass auf den Glasfaserleitungen, ohne die das Internet in seiner heutigen Form nicht funktionieren würde, immer h?here Datenraten versendet werden k?nnten. 2009 wurden die Entwicklungen unter anderem mit dem Innovationspreis des Landes NRW ausgezeichnet.

Die Wissenschaftler des Instituts für Elektrotechnik und Informationstechnik haben auch die Kehrseite der Medaille im Blick, denn die Technik birgt Gefahren. Datenschützer warnen bereits vor einem sorglosen Verstreuen wertvoller Daten in alle Welt, unter der alleinigen Kontrolle der jeweiligen Cloud-Service-Anbieter. Darüber hinaus ist es nicht ausgeschlossen, dass Computerprogramme, kostenlos verfügbar im Cloud-Computing, die Existenz vieler seri?ser Anbieter gef?hrden und somit die vorhandenen Marktstrukturen zerst?ren.

?Unberücksich?tigt bleiben auch Sicherheitsrisiken, die durch die Cloud immens vervielfacht werden. Ein Programm, das in einer Anwendung gut funktioniert, muss nicht unbedingt in einer anderen ebenfalls gleich gut funktionieren“, gibt Prof. Dr. Fevzi Belli zu Bedenken. Der Datentechniker von der Uni Paderborn fordert daher vor dem Einsatz eine sorgf?ltige Auswahl und Prüfung von Software nach strengen Kriterien.

?Die Software muss vor ?bernahme und Freigabe geprüft werden. Der Stand der Technik bietet dazu ad?quate Methoden und Werkzeuge. Auch juristische Mittel zur Sanktionierung sind verfügbar“, so Belli und weist auf das internationale Normungsvorhaben ?Verl?sslichkeit von Software-Produkten mit wiederverwendbaren Komponenten“ hin. Es wird derzeit von einem Expertenteam der Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (DKE) im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) ausgearbeitet.

Prof. Belli war ma?geblicher Initiator des Normungsvorhabens und fungiert als Obmann: ?Das ist ein langwieriger internationaler Prozess, bei dem unterschiedliche wirtschaftliche und politische Interessen zusammengeführt werden müssen“. Etwa 35 Staaten nehmen an der Ausarbeitung des Normvorhabens teil. ?Vom Vorschlag bis zur harmonisierten Norm kann es daher fünf Jahre und l?nger dauern“, so Belli weiter. Ein permanenter Streitfaktor sind u. a. die Kosten für die vorgesehenen Prüfungen.

Nach Fertigstellung soll die Vorlage beim internationalen Normungsinstitut International Electrotechnical Commission (IEC) eingereicht werden. Halten müssen sich die Unternehmen an diese Normen nicht. ?Doch das w?re grob fahrl?ssig. Denn wenn etwas schief geht, tr?gt das Risiko keine Versicherung“, gibt Belli zu bedenken. Eine disziplinierte Wiederverwendung der Software hat daneben noch einen weiteren positiven Nebeneffekt für die Umwelt. Denn der Normvorschlag enth?lt Prüfvorschriften für den sorgf?ltigen Umgang mit Energie. 

Foto (Universit?t Paderborn, Mark Heinemann): Prof. Dr. Fevzi Belli von der Universit?t Paderborn arbeitet ma?geblich an einem Normverfahren zur Sicherheit des Cloud-Computings mit.
Foto (Universit?t Paderborn, Mark Heinemann): Prof. Dr. Fevzi Belli von der Universit?t Paderborn arbeitet ma?geblich an einem Normverfahren zur Sicherheit des Cloud-Computings mit.