Wendigkeit, Ausdauer und Schnelligkeit – Sportmediziner der Universit?t Paderborn testen athletische Leistungen, um Sportlern individuelle Trainingsempfehlungen zu geben. In einer neuen Kooperation profitiert davon jetzt auch der TBV Lemgo: Vergangene Woche war der Handball-Bundesligist an der Universit?t Paderborn zu Gast. Wissenschaftler testeten die Spieler in verschiedenen Bereichen.
?Wir wollen helfen, die Leistungen einzelner Spieler gezielt weiterzuentwickeln und sie im Wettkampf besser zu machen. Es geht also darum, Leistungssport effektiver, aber auch gesünder zu machen“, beschreibt Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger vom Sportmedizinischen Institut das Ziel der Kooperation. Gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Jochen Baumeister und weiteren Mitarbeitern führte er die Tests durch.
Dabei beobachten die Wissenschaftler die konditionelle Leistungsf?higkeit der Spieler: So werden etwa die Sprungh?he aus dem Stand und die Schnelligkeit im Sprint sowie beim Richtungswechsel gemessen. Bei anderen Tests werden Blutparameter als Biomarker herangezogen. ?ber einen Tropfen Blut aus dem Ohrl?ppchen wird beispielsweise der Laktat-Wert bestimmt, der auf die ?bers?uerung von Muskeln hinweist und im Rahmen eines Belastungs-(?Feldstufen-“)Tests Aufschluss über die Ausdauerleistungsf?higkeit eines Spielers gibt.
Nach der Datenerhebung bewerten die Wissenschaftler die Ergebnisse gemeinsam mit dem Trainer des TBV, Florian Kehrmann, um für jeden Spieler individuelle Empfehlungen abzuleiten. ?Uns ist dabei wichtig, nicht einfach allgemeine Diagnosen zu stellen, sondern auf die individuellen Leistungsbereiche einzugehen, die für einen Sportler speziell in seiner Sportart und Spielposition relevant sind“, erkl?rt Baumeister. Dem Trainer des TBV Lemgo gibt diese Beratung wichtige neue Impulse für sein Trainingsprogramm: ?Die Diagnostik und Beratung des Sportmedizinischen Instituts ist aus unserer Trainingspraxis nicht mehr wegzudenken und hilft uns in der Entwicklung der einzelnen Spieler enorm“, so Kehrmann.
Der TBV Lemgo ist nicht der einzige Verein, den das sportmedizinische Institut der Universit?t Paderborn auf diese Weise unterstützt: Es gibt weitere Kooperationen im Bereich der Mannschaftssportarten – vor allem mit Bundesligisten im Fu?ball, Handball und Basketball, darunter auch der SCP. Die Wissenschaftler profitieren von Praxiswissen und Erfahrungen der Trainer und Spieler, die immer wieder Impulse für anwendungsorientierte Forschungsfragen geben, sowie von den erhobenen Daten, die gesammelt und für weitere Studien genutzt werden.
In der langen Tradition der Laktat-Messungen wollen die Paderborner Forscher bleiben, gleichzeitig aber neueste neurowissenschaftliche Ans?tze verfolgen und weitere Biomarker für sportliche Leistung und Beanspruchung finden. Claus Reinsberger kam 2014 an die Universit?t Paderborn und ist der erste Neurologe, der in Deutschland ein sportmedizinisches Institut leitet. Er will nicht mehr nur Herz-Kreislauf-System und Bewegungsapparat in den Blick nehmen, sondern vor allem das zentrale Nervensystem. ?Vom Gehirn aus werden alle Bewegungen gesteuert. Es ist ein sehr dynamisches Organ und seine Funktionen k?nnen ebenso wie die von Muskeln trainiert werden.“ Reinsberger und seine Kollegen messen zum Beispiel Gehirnstr?me in der Bewegung, um nachzuweisen, welche Hirnregionen und -netzwerke bei k?rperlicher Leistung beansprucht werden. So wollen sie beispielsweise auch Ersch?pfungszust?nden und dem Ph?nomen ?Zentrale Ermüdung“ auf die Spur kommen.