"Aus Feh­lern der Ver­gan­gen­heit ge­lernt" – 150 Stu­die­ren­de ver­folg­ten Dis­kus­si­on über Kir­che, Ehe und Be­zie­hung

"Warum mischt sich die Kirche in meine Beziehung ein?". Zu diesem Thema diskutierten auf Einladung der Katholischen Hochschulgemeinde Paderborn (KHG) kürzlich vier Experten aus verschiedenen Arbeitsfeldern der Kirche. Auch die rund 150 Zuh?rer im Forum St. Liborius – darunter überwiegend Schüler und Studierende – warfen ihre Fragen in den Raum.

Zus?tzliche Stühle mussten aufgestellt, die Trennwand des Forums St. Liborius ge?ffnet werden, um dem enormen Andrang gerecht zu werden: Vor allem viele junge Menschen verfolgten am Dienstagabend die kirchenpolitische Podiumsdiskussion "Warum mischt sich die Kirche in meine Beziehung ein?"

Knapp zwei Stunden diskutierte die vierk?pfige Expertengruppe zum Thema. Moderiert wurde der Abend von Rita Burrichter, Professorin am Institut für Katholische Theologie der Uni Paderborn.

"Die Kirche bietet in Beziehungs- und Ehefragen eine ganze Reihe an Unterstützung an. Die Menschen sollen nicht auf sich allein gestellt sein. Deshalb mischt sich Kirche ein", erl?uterte Markus Wonka, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. Thomas Schüller machte den Anwesenden Mut: "Trauen 365足彩投注_365体育投注@ sich, eine treue und verbindliche Beziehung einzugehen", sagte der Professor für Kirchenrecht an der Uni Münster. Johannes Kl?sges vom Erzbisch?flichen Offizialat in Paderborn erg?nzte: "Auch wenn eine Ehe scheitert, ist das nicht das Ende. Die Kirche bleibt ansprechbar und kann unterstützend t?tig werden." Als Di?zesanrichter wies Kl?sges auf die Ehenichtigkeitsverfahren hin, die er als pastorale Chance und als M?glichkeit zum Aufarbeiten der Ehegeschichte beschrieb.

Michael Feil, Referent für Ehe und Familie bei der Deutschen Bischofskonferenz, verdeutlichte, dass Beziehungen und Ehen auch mit Frust und Verzicht verbunden sind. "Man muss sich auch abmühen k?nnen und st?ndig dran bleiben." Bei der "negativ klingenden" Fragestellung "Warum mischt sich die Kirche in meine Beziehung ein?", verspürte Feil "Unbehagen". Schlie?lich biete die Kirche Orientierungsangebote und ?u?ere sich zu einem wichtigen Lebensbereich der Menschen. Er sieht aber auch Ver?nderungsbedarf im Auftreten der Kirche. Aus Fehlern der Vergangenheit habe man gelernt: "Die Kirche hat sich lange auf Verbotsnormen konzentriert. In Zukunft müssen wir hin zu einer beratenden Ethik kommen", appellierte Feil und erg?nzte: "Die Mehrheit der deutschen Bisch?fe scheint diesen Weg gehen zu wollen."

Markus Wonka freut sich über die "enorme Aufmerksamkeit" im Bereich der Eheberatung, um die man lange Zeit gek?mpft habe. "Langsam wird begriffen, dass die Ehe als Paarbeziehung eigens in den Blick genommen werden muss. 365足彩投注_365体育投注@ ist als eigene Realit?t jenseits der Familie zu betrachten."

Einig waren sich die Experten bei einem weiteren Punkt: Thomas Schüller fragte selbstkritisch: "Investieren wir genug Zeit in die Vorbereitung?", und Markus Wonka fügte unter Applaus an: "Viele Kommunionvorbereitungen sind oft aufwendiger als das, was im Vorfeld des Ehesakraments passiert."

Kritik am Kurs der Kirche übte der Münsteraner Professor Schüller mit Blick auf diejenigen Menschen, die nicht in ?kirchlich geordneten“ Beziehungsverh?ltnissen leben: ?Wie k?nnen wir die vorehelichen Beziehungen oder die gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften wirklich ernst nehmen und anerkennen? Die k?nnen wir doch nicht nur als sündige Verbindungen brandmarken. Da br?uchte es eine echte Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre.“ Damit sprach er vielen Zuh?rern aus dem Herzen, die sich klare Worte zu diesen Themen wünschten.  Ermutigt durch die gro?e Resonanz will die KHG das Thema weiter auf die Agenda setzen und l?dt bereits im Januar zu einer Folgeveranstaltung ein.
  

Text: KHG Paderborn, i. A. Ingo Kalischek

Foto (Ingo Kalischek): Diskutierten über Ehe und Kirche: Andrea Keinath (Mentorat) (vorne l.), Studierendenpfarrer Nils Petrat (l.), Johannes Kl?sges (Di?zesanrichter/ hinten), Thomas Schüller (Uni Münster/m.), Michael Feil (Bischofskonferenz), Marku
Foto (Ingo Kalischek): Diskutierten über Ehe und Kirche: Andrea Keinath (Mentorat) (vorne l.), Studierendenpfarrer Nils Petrat (l.), Johannes Kl?sges (Di?zesanrichter/ hinten), Thomas Schüller (Uni Münster/m.), Michael Feil (Bischofskonferenz), Markus Wonka (Eheberatungsstellen Münster) und Rita Burrichter (Uni Paderborn).